Ich habe in meinem Leben bereits mehrere Sprachen gelernt und jedes Mal war Popkultur dabei immer ein wichtiger Teil meines Lernprozesses. Um eine Sprache zu lernen, ist Immersion das wichtigste, man muss eintauchen, mit der Sprache Kontakt haben. Doch wegen dem allgegenwärtigen Internet und den sozialen Netzwerken ist es heutzutage sogar im Ausland möglich, hauptsächlich seine eigene Muttersprache zu verwenden. Was nutzt es mir für ein Auslandssemester nach Spanien zu reisen, wenn ich jeden Tag mit meinen Freunden in der Heimat chatte, YouTube in meiner Sprache schaue und nur solche Nachrichten lese? Aber um eine Immersion zu kreieren, muss man auch gar nicht ins Ausland reisen, man kann dies auch, wenn man sich etwas Mühe gibt, in seiner Heimat schaffen.
Meine erste Fremdsprache, die ich gelernt habe, ist Italienisch. Ein wichtiger Grund, warum ich die Sprache so gut gelernt habe, ist, dass ich in meiner Kindheit und Jugend täglich auf einem italienischen Fernsehsender Animes geschaut habe. Irgendwann habe ich dann die Gänsehaut-Bücher auf Italienisch in der Bibliothek entdeckt und verschlungen, weil die auf Deutsch immer vergriffen waren. Das war dann auch der große Unterschied zu meinen Schulkollegen. Die Medienempfehlungen unserer Lehrerin hat niemand angenommen, denn die waren einfach nur langweilig. Während meine Schulkollegen also gar nichts auf Italienisch konsumierten, hatte ich meine Animes und Horrorbücher. Ich habe aber nie danach gegriffen, weil ich speziell Italienisch lernen wollte, sondern weil ich einfach den Inhalt wollte, egal in welcher Sprache.
Als Kind ist es natürlich einfacher eine Sprache nur durch Konsumation zu erlernen, es muss halt von den Eltern gefördert oder zumindest ermöglicht werden. Wenn meine Kinder heute Videos oder Filme schauen wollen, passiert dies, aus eben diesem Grund, nur auf Englisch oder Russisch, höchstselten auf Deutsch. Ihre Sprachfertigkeiten beweisen, dass ich da durchaus etwas richtig mache.
Als Erwachsener reicht Medienkonsumation alleine nicht mehr, ist aber immer noch wichtig. Denn wie soll ich eine Sprache effektiv lernen, wenn ich mich nur mit Grammatik und Wortschatz vollstopfe, aber das, was ich lese / höre / schaue mich gar nicht interessiert?
So habe ich dann Jahre später, als ich die höchste Sprachprüfung für Italienisch abgelegt habe, mich zwei Monate vor der Prüfung aus allen anderen Sprachen so gut als möglich ausgeklinkt und nur Medien auf Italienisch konsumiert. Also etwa nur Filme mit einer italienischen Tonspur geschaut. So habe ich dann etwa die Serie Ghost Whisperer auf Italienisch gebinged und von Licia Troisi die Trilogie Die Schattenkämpferin im Original gelesen. Es hat sich ausgezahlt.
Ähnlich erging es mir dann, als ich Englisch gelernt habe. Unsere Lehrerin hat uns damals empfohlen, Harry Potter zu lesen, was so mancher dann auch gemacht hat. Ich, zu jener Zeit noch ein kompletter Amateur, habe einfach nach dem dritten Band gegriffen, denn bei den ganzen Jugendkrimireihen oder auch bei Gänsehaut ist es komplett egal, mit welchem Band du startest. Ich war da so verloren und deprimiert, dass ich mich lange dem Englischen verweigert habe. Erst als ich dann Animes schauen wollte und es diese nur mit englischen Untertiteln gab, habe ich mich der Sprache geöffnet. Darauf folgten dann Filme und Serien im Original – da illegal irgendwo runtergeladen. Als mir dadurch die Sprache immer vertrauter wurde, habe ich schließlich mein erstes Buch gelesen, nämlich die Dune Trilogie von Frank Herbert. Ich bin recht ängstlich an dieses Werk herangegeangen, aber nachdem ich die ersten paar Seiten problemlos gelesen hatte, habe ich den Rest verschlungen.
Somit schaffte ich es dann Italienisch und Englisch derart gut zu lernen, dass ich während des Studiums problemlos Fachliteratur in diesen beiden Sprachen lesen und Expertengespräche führen konnte.
Nach dem gleichen Prinzip habe ich dann Griechisch gelernt, als ich einige Zeit in Athen gelebt habe. Meine Lektüre bestand damals hauptsächlich aus Entenhausen-Comics und Mangas auf Griechisch. Der Großteil meiner Indiana Goof Sammlung stammt aus jener Zeit und Love Hina war das Manga meiner Wahl, da als einziges komplett verfügbar. Glücklicherweise habe ich dort dann auch einen lokalen Fernsehsender gefunden, auf dem ich dann Friends, Dawson’s Creek und – passender geht’s nicht – Herkules (mit Kevin Sorbo) geschaut habe. Meinen Medienkonsum in anderen Sprachen habe ich auf ein Minimum reduziert. Und es hat funktioniert. War jedoch nicht beständig, denn seit meiner Rückkehr, die nun doch schon viele Jahre zurückliegt, hatte ich fast null Kontakt mit dem Griechischen und somit habe ich diese Sprache beinahe komplett wieder vergessen. Tja, Sprachen entschwinden wieder, wenn man sie nicht regelmäßig benutzt.
Meine spärlichen Kenntnisse, die ich dann mal durch einen Japanisch-Anfängerkurs erworben habe, sind eigentlich nicht der Rede wert. Weil ich aber Animes immer im Orignilaton mit Untertiteln schaue, wiederhole ich ständig diese paar mir bekannten Phrasen und Wörter, was auch nicht zu unterschätzen ist.
Sehr wohl hingegen muss über Russisch gesprochen werden. Eine Sprache, die ich mehr zufällig als geplant gelernt habe. Es verschlug mich beruflich nach Kasachstan, also habe ich dort vor Ort halt einen Russischkurs besucht. Aber bei der Arbeit haben wir nur Deutsch gesprochen und in der Freizeit kam noch Englisch und Italienisch dazu. Da ich nicht Zeit hatte, mich wirklich auf Russisch zu konzentrieren und es eigentlich auch nicht nötig war, bemühte ich mich auch nicht um Immersion und forcierte keinen landessprachlichen Medienkonsum. Bis ich meine Frau kennenlernte und mit meinen Schwiegereltern auf Russisch Smalltalk führen musste. Durch meine Frau begann ich dann russische Filme zu schauen und weil unsere Kinder mit ihrer Mutter nur Russisch reden, bin ich ständig mit dieser Sprache konfrontiert und lerne dazu. Mehr als Smalltalk kann ich jedoch nicht führen.
Ich habe diesen Text jetzt nicht geschrieben, um irgendwie anzugeben – naja, ein bisschen schon – aber vor allem um zu zeigen, wie wichtig Kontakt mit einer Sprache ist, um diese zu lernen. Nur im Klassenzimmer zu sitzen und draußen dann damit nichts machen ist halt sinnlos. Weil aber viele oft sagen, dass sie nicht wissen, wie sie die Sprache verwenden sollen, möchte ich nur sagen, dass Popkultur genug Möglichkeiten bietet. Und wenn ich nur eine Hollywood-Serie auf Netflix mit französischen Untertiteln versehe oder mir eine Asterix-Sammlung auf Norwegisch kaufe.
Meine Kritiken
- Follow Meine Kritiken on WordPress.com
-
Auf Instagram: board_game_pictorama
Top Beiträge & Seiten
- Serie: Avenue 5 – Staffel 2
- Serie: Siren. Mysterious Mermaids – Staffel 1
- Buch: Wells, Martha – Tagebuch eines Killerbots (dt. #3; eng. #6): Fugitive Telemetry
- Gedankensprung: Sind Anime und Manga sexistisch?
- Film: Luca (2021)
- Buch: Corey, James S. A. – Leviathan Falls (The Expanse 9)
- Serie: Black Sails – Staffel 4 (abgeschlossen)
- Serie: The Librarians / The Quest – Staffel 4 (abgeschlossen)
- Serie: Avenue 5 - Staffel 1
- Film: The Intern (2015)
Links
-
Aktuelle Beiträge
Neueste Kommentare
Schlagwörter
- 2-Personen-Spiel
- 2-Spieler
- Abenteuer
- Action
- Agenten
- Alexander Pfister
- Aliens
- Animation
- Anime
- Asmodee
- Außerirdische
- Beck
- Beck Wissen
- Brettspiel
- Buch
- C.H.Beck
- China
- CIA
- Comedy
- Comic
- Detektiv
- Drama
- Dwayne Johnson
- Fantasy
- Film
- Filme
- Gedankensprung
- Geschichte
- Horror
- Humor
- Isaac Asimov
- Japan
- Kampfsport
- Kartenspiel
- Kinderspiel
- Komödie
- Kosmos
- Krimi
- Künstliche Intelligenz
- Legespiel
- Liebe
- lustig
- Mars
- Marvel
- Monster
- Mystery
- Netflix
- pegasus
- Pegasus Spiele
- Philosophie
- Polizei
- Raumschiff
- Raumschiffe
- Roboter
- Sachbuch
- Sci-Fi
- Science-Fiction
- Serie
- Serien
- Solospiel
- Space
- Spiel
- Spiele
- Staffel
- Star Trek
- Star Wars
- Strategiespiel
- Superhelden
- The Expanse
- Thriller
- Weltall
- Weltraum
- Worker Placement
- Würfelspiel
- Zukunft
Archiv
Kritiken