Gedankensprung: Die Ermordung der Kreativität

Heute befasse ich mich mit einem Thema, über welches ich mir, und nicht nur ich, wie ich aus zahlreichen Gesprächen erfahren habe, schon jede Menge Gedanken gemacht habe: Die Ermordung der Kreativität.
Dank meines Berufs habe ich Kontakt mit Menschen aus den unterschiedlichsten Milieus und Branchen. Und das versetzt mich auch in die dankbare Lage, jede Menge verschiedene Gedanken und Perspektiven kennen zu lernen. Etwa die schwangere Ägypterin, die wochenlang dafür betet, ein Mädchen zu bekommen (und auch eines bekommen hat), weil ein Sohn nur Zeit mit dem Vater und nicht mit ihr verbringen würde, oder der koreanische Ingenieur, der wunderbar selbstironisch die Kultur Südkoreas präsentiert. Obwohl ich über soviel schreiben könnte, möchte ich heute dennoch über das nachdenken, was mir der Leiter einer Marketingabteilung erzählt hat. Nämlich, dass seine Mitarbeiter allesamt nichts auf die Reihe kriegen. Abgesehen davon, dass Chefs immer viel zu kritisch sind, enthält seine Erklärung, warum das so sei, dennoch ein Körnchen Wahrheit.
Wann sind die Menschen am kreativsten? Unter der Dusche, beim Autofahren, in der U-Bahn oder im Zug. Einfach überall, wo sie ihr Gehirn ausschalten und ihren Gedanken freien Lauf lassen können. Aber in unserer heutigen Zeit mit Smartphones, Pads, E-Books usw. haben wir keine solcher Momente mehr. Nein, wir füllen jeden Moment der „Langeweile“ mit Facebook, Computerspielen, Chats usw. und erlauben unseren Gedenken einfach keinen Freiraum mehr.
Wir begehen regelrecht kreativen Selbstmord.
Aber es geht noch viel weiter. Jedes Mal, wenn wir ein Problem oder eine Frage haben, nehmen wir uns nicht mehr die Zeit, logisch darüber nachzudenken und von alleine eine Antwort zu finden. Nein, wir gehen sofort online. Ein Freund von mir nennt die modernen Technologien daher treffend „Diskussionskiller“, da wir eben nicht mehr über Fragestellungen diskutieren, sondern rasch Antworten suchen. Ob die Antworten aus dem Internet korrekt sind, wird teilweise gar nicht mehr hinterfragt, aber das ist ein anderes Thema.
Der Ausdruck „Diskussionskiller“ bezieht sich aber auch auf ein zweites Phänomen unserer modernen Gesellschaft. Wie oft kommt es vor, dass wir kein normales Gespräch führen, weil unserer Gegenüber nur in seiner Elektronik vertieft ist?
Und somit, wegen unserer Unfähigkeit Gedanken einfach fließen zu lassen und alleine Antworten zu finden, unterdrücken wir erfolgreich unsere Kreativität, bis sie irgendwann soweit verdrängt ist, dass wir im wahrsten Sinne des Wortes Sklaven der Technologie geworden sind, ohne eigene Ideen und Fantasie.
Andererseits muss aber auch offen zugegeben werden, dass die modernen Technologien ganze neue Möglichkeiten der Kreativität eröffnen. Man schaue nur all die wunderbaren Videos auf youtube an oder die neuesten Computerspiele. Aber das ist die Welt jener, die sich wirklich intensiv mit diesen Dingen beschäftigen und sich damit auskennen.

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