Gedankensprung: Verschwörungstheorien

Vor vielen Jahren, als junger Mann, war auch ich ein Fan von Verschwörungstheorien und konkret ging es dabei in zwei Richtungen:
1) Ich war immer schon fasziniert von Archäologie und gleichzeitig ein Science-Fiction-Fan. Als dann mein Stiefvater mit den Büchern von Erich von Däniken kam, war ich sofort Feuer und Flamme. Ich habe mich dann sogar einen Sommer lang hineingekniet und eine eigene Arbeit zu Atlantis verfasst, natürlich mit viel esoterischem Material.
2) Nach den Terroranschlägen in New York von 9/11 war ich einige Monate lang von den entspechenden Berichten fasziniert, welche die „Wahrheit“ offenbaren wollten.
Interessanterweise erfuhr ich in beiden Fällen von meiner Familie vollkommene Unterstützung, aber wenn ich dann den Wunsch äußerte, im Nachbarort das Archäologiemuseum zu besuchen, weil es dort eine Sonderausstellungen zu Mumien gibt, war der einzige Kommentar, dass wir für so einen Sch*** keine Zeit hätten.
Die Frage aber ist, wie konnte ich dieses Hobby wieder abschütteln und Verschwörungstheorien den Rücken zukehren? Nun, bei mir waren das zwei ganz konkrete, unvergessliche Momente.
1) Nach meinem Atlantissommer habe ich meine Arbeit meinem Geschichtelehrer gegeben und der hat sie tatsächlich angeschaut, nicht einfach mit einem leeren „interessant“ angenommen und dann in die Ecke geworfen. Dann hat er sich eines Tages mit mir zusammengesetzt und die Arbeit Punkt für Punkt besprochen, sogar noch eigenes Material präsentiert. Ich habe bis heute das Gefühl, in diesem Gespräch mehr gelernt zu haben als in meiner gesamten restlichen Schulkarriere. Nämlich nicht nur Informationen, sondern wissenschaftliches Arbeiten, kritisches Forschen, eigenständiges Denken und Skepsis.
2) Vermutlich wegen diesem Gespräch war ich dann später bei 9/11 auch offen für andere Sichtweisen. Jedenfalls vergingen nach den Terroranschlägen einige Monate, in denen ich in einer parallelen Realität versumpfte, bis einer der Verschwörungstheoretiker ein Buch veröffentlichte und dafür auf dem Fernsehsender ARTE interviewt wurde. Dieses werde ich nie vergessen! Denn der französische Journalist hat den Autor nach allen Regeln der Kunst zerpflückt und das Buch zerrissen. Tja, und somit habe ich dieser Welt den Rücken zugekehrt.
Ich will damit einfach nur zeigen, wie einfach es ist in so eine alternative Parallelwelt abzurutschen. Bereits damals, als das Internet noch in seinen Kinderschuhen steckte, war es schon voll mit solchen abstrusen Seiten. Vor ein paar Jahren, als ich die Neonaziszene recherchierte, war anschließend mein YouTube-Account für Monate voll mit Nazivideo-Empfehlungen.
Man rutscht also schnell und einfach ab, doch zurückzukommen ist schwer. Es braucht halt diese entscheidenden Momente, aber dazu muss man offen sein, seine Sicht der Dinge angreifen zu lassen.

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