Serie: Murderbot – Staffel 1

Als 2017 die erste Novelle All Systems Red erschien (auf Deustch 2019 als Tagebuch eines Killerbots), hatte wohl kaum jemand erwartet, dass eine grüblerische, sozial unfähige SecUnit mit einem Hang zu Serienmarathons der Sci-Fi-Welt so den Kopf verdrehen würde. Murderbot, die Schöpfung von Martha Wells, wurde rasch zum Fanliebling – und 2025 fand das künstlich-menschliche Dilemma seinen Weg auf den Bildschirm in einer Serienadaption.
Alle zehn Episoden der 1. Staffel orientieren sich eng an der ersten Novelle All Systems Red: Ein SecUnit-Security-Droid – später „Murderbot“ – schützt ein wissenschaftliches Survey-Team auf einem fremden Planeten, nachdem es seine Zwangsprogrammierung gehackt hat. Die Serie bewahrt dabei zentrale Handlungsmomente.
Für die Serie mussten aber Erweiterungen eingebaut werden, um zehn Episoden zu füllen: Zusätzliche Szenen für das menschliche Team, welches im Vergleich zum Buch viel zu verrückt, laut und extrovertiert ist; Das Soap‑Im‑Show‑Format „The Rise & Fall of Sanctuary Moon“, das im Buch nur erwähnt wird, wird tatsächlich gezeigt – als eigenständiger Show-Within-A-Show; Neue Nebenfiguren wie Leebeebee werden hinzugefügt, um romantische Spannung und Drama zu verstärken – eine Eigenkreation der Show.
Staffel 2 ist offiziell bestätigt und wird voraussichtlich das zweite Buch Artificial Condition behandeln. Die ursprünglichen Novellen umfassen insgesamt sieben Geschichten (vier Novellen + drei Romane) – das Serienpotenzial ist also groß.
Ich möchte hier nun aber ein bisschen tiefer in den Vergleich zwischen Buch und Serie eingehen, weil mir das Buch einfach sehr gut gefallen hat und die Serie leider doch anders ist.

Das Buch: Innenwelt statt Actiongewitter
Die Murderbot-Bücher leben von einer außergewöhnlichen Ich-Perspektive. Die Geschichten funktionieren deshalb so gut, weil Murderbots Gedankenwelt nicht nur witzig, sondern existenziell ist. Die Mischung aus beißendem Humor, schmerzhafter Selbsterkenntnis und Sozialphobie ist herzzerreißend und urkomisch zugleich. Die eigentliche Handlung – Missionen, Corporate Intrigen, Flucht und Schutz – ist oft Mittel zum Zweck. Die wahre Spannung liegt in Murderbots Selbstbild: Bin ich mehr als meine Programmierung?
Martha Wells gelingt es, aus einem schweigsamen Cyborg einen zutiefst menschlichen Erzähler zu machen. Und das ganz ohne Pathos. Der große Gewinn: Die Leser erleben die innere Welt direkt – ungeschönt, sarkastisch, verwirrt, verletzlich.

Die Serie: Visuell stark, emotional vorsichtiger
Mit der Adaption hat Apple TV+ das Potenzial des Stoffes erkannt. Die Welt ist visuell eindrucksvoll: Retro-futuristisches Tech-Design trifft auf sterile Konzern-Ästhetik, gepaart mit düsteren Weltraum-Momenten. Die Actionszenen sind spannend, das Worldbuilding cinematisch.
ABER: Die größte Hürde der Adaption ist auch ihre berühmteste Stärke – Murderbots Innenleben. Zwar versucht die Serie über Voice-over oder sparsame Dialoge den inneren Monolog anzudeuten, doch vieles fällt der Kürze oder dem Medium zum Opfer. Murderbots ironische Selbstwahrnehmung wirkt auf dem Bildschirm oft reduziert auf trocken-sarkastische One-Liner – der komplexe emotionale Unterbau leidet.
Dazu kommt: Die Serie braucht Struktur. Es gibt mehr Plot-Fokus, mehr Nebenfiguren, mehr dramatische Bögen – dafür weniger Raum für introspektives Schweigen, das in den Büchern oft am lautesten sprach.

Die Buchreihe ist ein Charakterporträt mit Sci-Fi-Hintergrund – die Serie ist eher ein Sci-Fi-Thriller mit Charakterfokus. Beides funktioniert, aber mit unterschiedlichen Prioritäten: Fans der Bücher könnten die Serie stellenweise zu glatt, zu blockbusterhaft finden. Serienzuschauer, die Murderbot frisch kennenlernen, bekommen ein faszinierendes Sci-Fi-Szenario, aber nicht die ganze Tiefe des Originals.

Fazit: Ich liebe die Bücher, absolut zu empfehlen. Die Serie hingegen bietet nette, kurzweilige Unterhaltung und ist Pflicht für Sci-Fi-Fans, ist aber insgesamt in keiner Weise herausragend oder besonders empfehlenswert.

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