Gedankensprung: 2014, der schlechteste Kinosommer seit 1997

Aus Hollywood ertönte letzte Woche die furchtbare Erkenntnis, dass im Sommer 2014 so wenig Leute im Kino waren, wie zuletzt 1997. Und da stellt sich mir die Frage: Warum ist das so?
Hollywood funktioniert seit einigen Jahren leider nur noch nach dem Prinzip der „Big Names“, der großen Namen. Daher werden wir mit Sequels, Prequels, Reboots und Spin Offs überhäuft. Und anscheinend hat das bisher auch durchaus funktioniert, wie die Zahlen bestätigen. Denn wie heißt das Sprichwort: „Der Bauer isst nicht, was er nicht kennt.“ Und so ist es wohl auch mit den Kinobesuchern. Aber dennoch: Die beiden erfolgreichsten Filme des Jahres sind bis jetzt Guardians of the Galaxy und The Lego Movie. Beweist das nicht, dass das Publikum offen ist für neues und man damit auch ordentlich Geld machen kann?
Aber GotG kann alleine halt doch keinen ganzen Sommer retten.

Was ist passiert? Was ist schief gegangen?
Nehmen wir etwa die Teenage Mutant Ninja Turltes, die ein viel erfolgreicheres Startwochenende hatten als GotG. Aber während bei TMNT die Fans gleich am Anfang reingestürmt sind, war nachher Flaute. Anscheinend war der Film nicht gut, denn rumgsprochen hat er sich nicht. Genau gleich ist es Transformers 4 ergangen. Im Gegensatz zu GotG. Da waren am Anfang nicht so viele Besucher, doch aufgrund der super Kritiken hat er immer mehr ins Kino gelockt.

Sind die Filme also einfach schlecht? Geht deshalb niemand ins Kino? Naja, meiner Meinung nach eigentlich nicht. Dawn Of The Planet Of The Apes, Boyhood und Drachenzähmen leicht gemacht 2 haben mir alle sehr gut gefallen, einzig Hectors Suche nach dem Glück hat mich enttäuscht. Ich glaube also nicht, dass es an der Qualität liegt.

Waren vielleicht nicht genug Genres vertreten? Auf dem ersten Blick müsste man das bejahen, denn wohin das Auge reicht, prangert das Poster eines Actionfilmes nach dem anderen an den Wänden. Aber wer genau aufpasst, sieht auch noch einige andere, wenn sie auch sehr gut versteckt sind. Komödien gab es zwei: Jump Street 22 und Sex Tape. Mit Drachenzähmen leicht gemacht 2 hatten wir einen Animationsfilm. Sie sind da, aber im Vergleich zu den Filmen derselben Genres aus dem letzten Jahr haben die jetzigen ja überhaupt keine Besucher angelockt. Ist es also doch die Qualität? Oder ist die Werbung für sie einfach untergegangen?
Der direkte Vergleich zeigt: Bei den Animationsfilmen waren letzten Sommer Epic und Ich einfach unverbesserlich 2 extrem erfolgreich, bei den Komödien waren es Hangover 3 und Taffe Mädels. Doch heuer haben diese beiden Genres überhaupt nichts geboten.

Es gibt aber noch einen anderen und viel wichtigeren Grund, warum der Kinosommer 2014 so schlecht war: Mädchen und Frauen. Denn ich hatte schon den Eindruck, dass die letzten Monate ziemlich auf Männer zugeschnitten waren. Aber wo waren die Filme für die andere Hälfte der Menschheit? Warum ist Frozen so viel erfolgreicher als die anderen Animationsfilme? Warum ist Tribute von Panem so erfolgreich?
Also, liebes Hollywood, nicht wundern, wenn keine Besucher kommen, wenn ihr der Hälfte nichts bietet. Natürlich können auch Frauen GotG genießen, das sage ich ja nicht, genauso wie ich als Mann sehr gerne Frozen geschaut habe, aber die Zahlen sprechen nun Mal für sich.
Das ist genauso wie in der Spielewelt. Vor ein paar Jahren habe ich einen sehr interessanten Vortrag gehört. Nämlich war die Spieleindustrie total überrascht, dass so viel mehr Menschen Farmville spielen, als etwas anderes. Bis sie entdeckt haben, welche Überraschung, dass auch Frauen spielen wollen. Und zwei Drittel der Farmville-Spieler waren Frauen. Was sagt uns das? Die Spieleindustrie produziert die falschen Spiele, wie auch Hollywood die falschen Filme produziert.

Ich als Mann bin natürlich glücklich mit dem status quo und habe auch den Eindruck, dass Filme, vor allem Dank Marvel, in den letzten Jahren ordentlich an Qualität gewonnen haben. Aber dennoch schaue ich auch gerne Animationsfilme und Komödien, wo ich leider eher einen Trend in die andere Richtung beobachte.

Fazit: Nur mit Actionfilmen kann man keinen erfolgreichen Kinosommer haben.

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2 Responses to Gedankensprung: 2014, der schlechteste Kinosommer seit 1997

  1. Avatar von Franziska-T franziska-t sagt:

    Es ist doch wie überall: Es geht ums Geld. Und bei einem Transformers-Film ist klar, dass der Zuschauer locken wird. Völlig egal, ob man Regisseur Michael Bay handwerkliche wie narrative Mängel vorwerfen kann. Da geht es nicht um Qualität, sondern um gute Einspielergebnisse. Steven Spielberg und George Lucas haben sich skeptisch über die derzeitige Entwicklung gezeigt und vorausgesagt, dass irgendwann mal eine Produktionsfirma so einen rießen Verlust machen wird, dass sie in der Versenkung verschwindet. Wir haben ein Überangebot an Filmen derzeit. Jeden Donnerstag starten mindestens fünf Neue. Wer soll sich die denn alle anschauen? (Kleiner Hinweis am Rande: Ich hab den Film zwar noch nicht gesehen, aber laut Verleih kommt die DVD am 6.11. raus. Es ist ein Dokumentarfilm namens VERFÜHRT UND VERLASSEN und behandelt genau dieses Verhältnis aus Geld und Film.)

    • Avatar von wsnhelios wsnhelios sagt:

      Vielen Dank für den Hinweis.
      Und du hast natürlich recht, es geht ums Geld. Und „Big Names“ locken traditionellerweise mehr als „New Names“, doch diesen Sommer traf dies nur auf die Startwochenenden zu, nicht aber auf die Dauer. Das ist auch etwas, was ich generell nicht verstehe, warum jeder immer nur aufs Startwochenende blickt. Sowohl der letzte Hobbit als auch GotG hatten beide ein relativ schwaches Startwochenende, haben aber in Summe mehr eingenommen, also andere Filme mit stärkerem Startwochenende.

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