Nachdem ich letztens The Great Wall sowie Iron Fist geschaut habe und gerade Ghost in the Shell im Kino läuft, habe ich mir gedacht, dass das Thema „Whitewhashing“ eigentlich recht aktuell ist. Das ist nämlich ein schöner Begriff, den politisch überkorrekte Leute allem entgegenwerfen, was ihnen in Hollywood nicht so passt. Dabei wird der Begriff sehr oft falsch verwendet oder in einem falschen Kontext betrachtet.
Als „Whitewhashing“, also „weißwaschen“, bezeichnet man jene Momente, wenn ein weißer Schauspieler ganz konkret in die Rolle eines andersfarbigen, bzw. aus einer anderen Kultur stammenden Charakters schlüpft. Es gibt solche Momente zuhauf und die verdienen auch meistens die Kritik, doch sehr oft ist die Situation ganz anders. Hier ein paar Beispiele:
The Great Wall: Matt Damon spielt einen englischen Händler in einem Fantasy-China. Wo findet da Whitewhashing statt? Aber kritisiert wurde der Film deshalb en masse.
Iron Fist: Diese Serie wurde wegen „Kultureller Übernahme“ kritisiert. Wenn ein Amerikaner auf einer einsamen Insel von einer Chinesin zum Kampfsportmeister ausgebildet wird, ist das in Ordnung, aber wenn er es in China direkt in einem Shaolin-Kloster macht, ist das schlecht? Es wird ja nichts lächerlich gemacht oder kritisiert. Im Gegenteil befinden wir uns eigentlich schon auf einer Fantasy-Ebene, wo beinahe alles erlaubt ist.
Das absurdeste Beispiel aber ist Ghost in the Shell. Anscheinend glaubt jeder, nur weil das Original ein japanischer Anime ist, dass die Charaktere automatisch Japaner sind. Solche Leute haben die Serie wohl nicht gesehen und der Macher selbst hat gemeint, dass es in seinem futuristischen Kontext keine konkrete kulturelle Zugehörigkeit gibt. Dennoch wird den Machern des aktuellen Kinofilms Whitewhashing vorgeworfen. Leute, beruhigt euch, nicht alles ist immer sofort ein unsensibler beleidigender Müll.
Oder auch der Film Death Note, der jetzt auf Netflix ausgestrahlt wird. Hierbei handelt es sich um eine Adaption. Eine Adaption ist nicht Whitewhashing! Das Original spielt in einer japanischen Oberschule, die neue Version in einer amerikanischen High School. Bei einer Adaption wird lediglich die Story übernommen, aber Schauspieler und kulturelle Details werden dem neuen Produktionsland und Zielpublikum angepasst. Was ist daran so schlimm? Ich bin schon ein Verfechter der Originale, aber wir müssen auch ehrlich sein, dass amerikanische Adaptionen einfach ein viel größeres Publikum erreichen. Kritiker fordern, dass Death Note dem Original getreu in Japan mit japanischen Schauspielern gedreht wird. Diesen Leuten muss einfach gesagt werden, dass es diesen Film bereits gibt und der auch gar nicht schlecht ist. Aber wenn ihn fast niemand schaut, probiert man es eben mit einer adaptierten Variante. Das gleiche trifft auch auf den Film Departed – Unter Feinden zu, der eigentlich nur den fantastischen Film Infernal Affairs neu auflegt. Die Story wurde von Hong Kong nach Boston transferiert und dem lokalen Kolorit angepasst. Weil da nun die Scorsese-Variante so erfolgreich war, ist das Interesse am Original, das in meinen Augen viel besser ist, ziemlich rasch gestorben.
Ein weiteres Beispiel ist Last Samurai, wo ebenfalls kein Whitewhashing vorkommt, da der Hauptcharakter so agiert, wie er agiert, weil er eben kein Japaner ist. Die Kritik, warum man nicht einen Japaner für diese Rolle genommen hat, finde ich lächerlich, denn der Charakter ist nun mal kein Japaner. Außerdem habe ich mit vielen Personen in Japan genau über diesen Film gesprochen und fast alle haben ihn toll gefunden und in der Darstellung von Tom Cruise nichts Verwerfliches gesehen, er hat ihnen hingegen sehr gut gefallen. Ebenso jetzt mit Scarlett Johansson in Ghost in the Shell habe ich aus Japan keine Beschwerden vernommen, im Gegenteil finden sie es toll, dass ihr Anime so eine Besetzung erhält.
Wer aber sind nun diese Leute, die regelmäßig mit solchen Kritiken um sich werfen? Überkorrekte Mitglieder eben jener Gesellschaft, welche diese „Verbrechen“ begeht. Ich selbst kritisiere ebenfalls Remakes und Neuverfilmungen, aber nicht wegen „Whitewhashing“ oder „Kultureller Übernahme“, sondern weil ich die Originale meistens gesehen habe und nicht verstehe, warum Leute eine zweitklassige Kopie lieber haben. Denn warum sollte ich das neue Death Note von Netflix anschauen, wenn es ja schon einen tollen Film gibt? Ach ja, dort gibt es japanische Schauspieler und asiatisches CGI.
Kommen wir also nun zum wahren „Whitewhashing“. Die ärgsten Beispiele in letzter Zeit sind Aloha und Exodus – Götter und Könige. Hier haben Emma Stone und Christian Bale ganz konkret Figuren gespielt, die nicht ihrer Ethnizität entsprochen haben, wie es in der Geschichte von Hollywood immer wieder vorgekommen ist. Die Rechtfertigungen der Regisseure in diesen beiden Fällen waren dann natürlich das Ärgste. Bei Aloha erklärte Cameron Crowe, dass der Charakter Viertel-Chinesin, Viertel-Hawaiianerin und Halb-Schwedin sein, weswegen Emma Stone das schon spielen dürfe. Wie bitte? Dass es in Hollywood zahlreiche Halb-Asiatische Schauspieler gibt, scheint er wohl nicht mitbekommen zu haben. Außerdem meint man, wenn man den Film schaut, dass Hawaii zu 90% von Weißen bewohnt wird, was kompletter Humbug ist.
Ridley Scott hat es bei Exodus hingegen treffend erklärt: Wenn ich keine Hollywood-Schauspieler hole, bekomme ich den Film nicht finanziert, weil dann niemand ins Kino kommt. Natürlich hätte man den Film rein mit arabischen und afrikanischen Schauspielern drehen können, aber wäre der Film dann so erfolgreich gewesen? Er hat 268 Millionen Dollar eingebracht, also fast doppelt so viel wie das ausgegebene Budget von 145 Millionen Dollar. Da muss man sich als Kinobesucher selbst an die Nase fassen und sich hinterfragen. Unser Konsumverhalten beeinflusst nun mal die Produktionsqualität.
Abgesehen davon, dass sehr oft Kritik deplatziert ist, gibt es sehr wohl viele Instanzen, in denen Whitewhashing vorkommt. Das muss dann auch genannt werden. Es reicht jedoch nicht, die Studios dafür zu kritisieren, solange sie damit dennoch Geld verdienen. Man müsste das Publikum zu einer Änderung seines Konsumverhaltens bewegen, vielleicht sogar dazu, solche Filme zu boykottieren.
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