Unique im wahrsten Sinne des Wortes.
Von Richard Garfield (ca. 15-45 Min.; 2 Spieler)
Mir gefällt das Spiel, weil es nicht nur marketingtechnisch „unique“ ist, sondern auch konkret einige neue und interessante Mechanismen einführt. Beginnen wir aber am Anfang: KeyForge ist im Grunde ein klassisches Kartenduell-Spiel, also für zwei Spieler, die mit eigenen asymmetrischen Decks gegeneinander kämpfen. Das einzigartige hierbei ist aber, dass jedes (!) Deck anders ist. Damit meine ich, dass ich ins Geschäft gehen kann, ein Deck kaufen kann und kein anderer Spieler weltweit wird das gleiche Deck kaufen können (in dieser Sprache natürlich). Jedes Deck wird nämlich durch einen Zufälligkeits-Algorithmus individuell erstellt und verpackt. Natürlich sind manche Karten manchmal gleich, aber die Zusammensetzung ist anders. Dazu kommt auch noch, dass jedes Deck durch diesen Algorithmus einen zufälligen, individuellen Namen erhält, der auf jeder Karte dieses Decks steht und somit können Decks nicht gemischt und individuell erstellt und verändert werden. Das hat den Vorteil gegenüber Sammelkartenspielen, dass ich nicht mit viel Geld starke Karten kaufen und damit dann übermächtige Decks bauen kann. Es hat auch den Vorteil gegenüber Living Card Games, dass man nicht irgendwann die besten Kombinationen kennt und dann jeder mit dem Gleichen spielt. Nein, hier ist jedes Deck anders und sie sind auch sehr gut ausgeglichen. Der Deckbau-Algorithmus ist wirklich sehr gut ausgeklügelt und die Karten sind natürlich auch entsprechend gestaltet. Und sollte man wirklich mal das Gefühl haben, dass ein Deck stärker als ein anderes ist, gibt es den Ketten-Mechanismus, um dies auszugleichen.
Das mit den Namen anhand eines Zufallsgenerators hat aber auch einige seltsame Ergebnisse zur Folge, wie etwa auf Englisch „Titanflayer, the Farmer of Racism“ oder bei uns auf Deutsch „Der einfache Kätzchen Valdis“. FFG hat daher sogar einen eigenen Service eingeführt, dass man solche Decks zurückgeben kann und neue dafür bekommt. Auch sehr löblich.
Wenn dir dein Deck nicht gefällt, dann muss du eben ein neues kaufen, was auch ordentlich ins Geld gehen kann. Im Spiel gibt es nämlich 7 Fraktionen, von denen immer drei in einem Deck vorkommen. Eine Fraktion davon gefällt mir gar nicht und ich möchte nicht damit spielen. Wenn ich Glück habe, ist das erste Deck, das ich kaufe, ohne dieser. Oder ich gebe viel Geld aus, bis ich endlich das Deck bekomme, das mir gefällt und mit dem ich spielen möchte, also doch wieder ein Sammelspiel. Das ist aber natürlich eine persönliche Entscheidung, eine reine Geschmacksache, denn das Spiel – und das ist ja so super – zwingt dich nicht, mehr zu kaufen. Du kaufst einmal ein Deck und das ist es dann.
So, schauen wir uns aber das Spiel konkret an. Es enthält drei neue Mechanismen, die mir sehr gut gefallen:
1) Fraktionen: Bei Zugbeginn musst du dich für eine Fraktion entscheiden und darfst dann nur Karten von dieser auslegen, bzw. benutzen. Auch wenn du massenweise Karte vor dir liegen hast, kannst du nie alle benutzen, sondern immer nur ein Drittel. Dieses Dilemma, welche Fraktion ich in welchem Zug aktivieren möchte, finde ich sehr interessant.
2) Schlüssel schmieden: Auch sehr toll finde ich, dass es in diesem Spiel nicht darum geht, den Gegner zu töten, ihn fertig zu machen, sondern Bernstein zu sammeln, um damit Schlüssel zu schmieden. Wer als erstes drei Schlüssel geschmiedet hat, gewinnt das Spiel.
3) Siegankündigung: Der Spieler, der genug Bernstein für einen Schlüssel hat, muss ankündigen, dass er in seinem nächsten Zug schmiedet. Das garantiert, dass der Mitspieler es nicht übersieht und vielleicht doch noch reagieren kann.
Doch trotz all dieser tollen, innovativen und einzigartigen Elemente gibt es auch Kritikpunkte. Angefangen bei der Optik: Es ist mir zu farbenfroh. Manche Fraktionen passen eh, aber zum Beispiel die Marsianer gefallen mir überhaupt nicht. Damit hat also meine Quest begonnen, ein Deck zu ergattern, mit drei Fraktionen, die mir gefallen. Ein größerer Kritikpunkt ist aber das Spiel selbst. Der Kampfmechanismus selbst ist nicht schlecht, aber der ist in anderen derartigen Spielen schon besser, speziell bei meinem Lieblingsspiel Blue Moon. Dieses hat sogar noch den Vorteil, dass man einfach sein Deck einstecken und überall mit einem Kollegen problemlos losstarten kann. Hier bei KeyForge gibt es jedoch zahlreiche Marker, die man immer mithaben muss, was den Transport erschwert und dann auch auf dem Tisch Platz benötigt. Doch das finde ich leider nicht gerechtfertigt. Mir gefällt KeyForge gut als gemütliches Spiel für Zwischendurch, als Spiel für Gelegenheitsspieler ohne lange Vorbereitung und Strategieanalyse. Ich würde gerne mein Deck immer bei mir haben und bei der erstbesten Gelegenheit einfach spielen, aber wenn niemand die Marker dabei hat, funktioniert das halt nicht.
KeyForge macht das, was es machen will, sehr gut. Vielspieler jedoch, die sich eine große Spieltiefe und strategische Finessen erwarten, werden eher enttäuscht werden.
Fazit: Mir gefällt’s gut.
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