Gedankensprung: Die Krux mit den Kinderbüchern oder Warum Ghostwritern die Zukunft gehört

Nachdem ich diese Woche gelesen habe, dass Keith Richards ein Kinderbuch veröffentlicht, konnte ich nicht anders, als den Kopf zu schütteln. Desweiteren trägt es den Namen „Gus & ich“ und ist seinem Großvater Gus gewidmet.
In letzter Zeit ist es leider Mode geworden, dass Stars, Sternchen und in Amerika sogar Politiker, Kinderbücher schreiben. Und ich frage mich da jedes Mal: wer, außer eingefleischten Fans, kauft so etwas seinen Kindern?
Während ich über diese Frage nachdachte, fiel mir eine Geschichte ein. Vor einigen Jahren zu Weihnachten klopfte es an meiner Tür. Meine Tante stand davor und erzählte mir aufgebracht, dass ihre kleine Tochter, meine kleine Cousine, zuhause sitze und nicht mehr aufhöre zu weinen. Als ich fragte, warum denn, erzählte mir meine Tante, dass sie ihrer Tochter, auf deren Wunsch, ein Brettspiel gekauft habe. Dies ist aber anscheinend nicht gut angekommen. Als ich weiter fragte, was das für ein Spiel sei, wurde ich geschockt. Es war ein Spiel, ein sehr schlechtes noch dazu, das von einer regionalen Partei herausgegeben worde war, um die Geschichte und Kultur der Region zu präsentieren. Wie kann nur jemand auf die Idee kommen, so etwas einem Kind zu schenken? Nach einer Ermahnung, sie hätte mich vorher fragen sollen, gab ich ihr ein Spiel aus meiner umfangreichen Sammlung und Weihnachten war gerettet.
Natürlich können Eltern nicht immer up-to-date sein und sich in allen Bereichen auskennen. Aber bevor man etwas blind kauft, wird man wohl irgendjemand fragen können.
Und genauso werden sich diese Kinderbücher verkaufen. Eltern kennen sich nicht aus, haben weder Zeit noch Lust, sich zu informieren, sehen Heidi Klum auf dem Rücken und kaufen es.
Es endet aber nicht nur bei den Kinderbüchern. Jeder halbwegs bekannte Mensch muss neuerdings eine Autobiografie veröffentlichen. Zlatan Ibrahimovic sogar zwei… Und ich bezweifle sehr stark, dass auch nur einer von diesen etwas selber schreibt. Es herrscht also Hochkonjunktur bei den Ghostwritern.
Aber dann, inmitten all dieser pseudo-literarischen Anflüge, bemühen sich Nobodys, ein Buch zu veröffentlichen. Ein Freund von mir schreibt wunderbare Kindergeschichten und malt dazu auch noch fantastische Bilder. Doch jedesmal, wenn er damit vor einen Verlag oder eine Agentur tritt, bekommt er dieselbe Antwort: Der Markt ist übersättigt, wir brauchen keine neuen Bücher. Was sie aber nicht laut dazusagen: Außer ein bekannter Name steht größer als der eigentliche Titel auf dem Umschlag.

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