Gedankensprung: Anime-Update Sommer ’17

Wow, was für eine interessante Staffel. So viele vielversprechende Serien haben begonnen und weil ich im Juli sehr viel Zeit hatte, habe ich ganze 18 Serien angefangen zu schauen. Ab August musste ich dann die Anzahl reduzieren, weil da dann so viel einfach nicht mehr möglich war, es sind aber immer noch 12 übrig geblieben. Welche 6 den Kürzeren gezogen haben, schreibe ich am Schluss. Hier aber nun die Serien, die ich zu Ende geschaut habe.

Es ist richtig schwer, einen Liebling zu küren. Drei Serien ringen um den Thron und auch wenn ich zu Beginn gerne jene Serie vorne gesehen hätte, die bereits im Frühling Platz 2 errungen hat, muss ich die Krone an Princess Principal überreichen, eine fantastische Agenten-Serie in einem ausgereiften Steam-Punk-Universum. Fünf Agentinnen sind zur Tarnung in einer Mädchen-Akademie untergebracht, von wo aus sie starten und in jeder Folge eine andere Mission ausführen. Das tolle an der Serie ist, dass wirklich in jeder Folge eine spannende, emotionale, interessante Geschichte erzählt wird. Die Geschichten sind natürlich umso toller, weil einfach das Steam-Punk-Universum so wunderbar durchdacht ist und einen faszinierenden Hintergrund bietet. Ich liebe diese Serie und kann sie nur jedem empfehlen. Die letzten zwei Folgen waren jedoch hastig und unbefriedigend. Da ich bezweifle, dass eine weitere Staffel kommt, würde ich die beiden einfach weglassen, dann hat man eine tolle Serie.

Den zweiten Platz hat dieselbe Serie wie bereits im Frühling: Sakura Quest. Es ist einfach total interessant zuzuschauen, wie diese sympathischen Charaktere versuchen Leben in einen verschlafenen Ort zu bringen. Die Probleme der Landflucht und der Geisterstädte werden hier wunderbar thematisiert.

Knapp hinter diesen beiden liegt Made in Abyss, ein optisches Meisterwerk. Solche wunderbaren Zeichnungen, solch eine Detailverliebtheit sieht man selten. Dazu kommen noch interessante Charaktere, ein spannender Plot und eine atmosphärische Welt. Es geht darum, dass ein Loch tief in die Erde hinunter führt, mit vielen Gefahren und einem Geheimnis. Zwei Kinder beschließen da hinunter zu klettern und erleben dabei jede Menge Abenteuer. Die Optik der Serie lässt zu Beginn etwas Süßes, Gemütliches erwarten, doch der Plot wird irgendwann sehr düster. Das Ende ist leider offen, doch eine zweite Staffel kommt bestimmt.

Die zweite Staffel von Boku no Hero Academia ist weitergelaufen und konnte Action-Fans voll begeistern. Interessante Charakterentwicklungen standen im Zentrum und haben nicht enttäuscht. Nächstes Jahr wird wohl die dritte Staffel kommen.

Isekai Shokudou ist eine äußerst faszinierende Serie ohne Plot. Alle sieben Tage erscheint in einer Fantasy-Welt eine magische Tür, durch die man ein Westliches Restaurant in Japan betreten kann. „Hä?!“, mag sich so mancher dabei denken, aber es ist wirklich cool. In jeder Folge werden zwei Geschichten erzählt, die immer den selben Ablauf haben: Man lernt einen neuen Teil der Fantasy-Welt kennen, ein Charakter findet die Tür, tritt hindurch und probiert dann eine Speise unserer Welt aus, die ihm so gut schmeckt, dass er alle sieben Tage zurückkommt. Das interessante war für mich nun diese ausgefeilte Fantasy-Welt kennenzulernen, in der es erfrischend nicht darum ging, Krieg zu führen oder den Dämonenkönig zu besiegen. Es ist eine faszinierende Welt, Leute erleben irgendwelche Abenteuer und finden die Tür. Eine gemütliche Serie mit interessanten Charakteren.

Absolut nicht erwartet hätte ich, dass mir Ballroom e Youkoso so gut gefällt. Ein Tanz-Anime? Wirklich?! Ja! Es ist nämlich nicht dieses typische Idol-Magic-Sing-Sang-Anime, sondern es geht konkret um klassische Tänze wie Walzer, Foxtrott, Tango etc. und um die Welt dieser Profi-Tänzer. Die Serie ist einerseits toll, weil man einmal diese Welt kennenlernt, andererseits wegen der interessanten Charaktere. Das wichtigste aber ist der sehr spezielle Zeichenstil, mit dem der Akt des Tanzens und die Physik der Tänzer perfekt eingefangen wird. Ein seriöses Anime, das ich sehr empfehlen kann. Sie läuft jetzt im Herbst direkt weiter und ich freue mich schon darauf.

Die Serie Knight’s & Magic basiert auf einer sehr seltsamen Prämisse, die man einfach ignorieren sollte. Jedenfalls sind wir einer Fantasy-Welt mit riesigen Robotern und ein jugendliches Genie entwickelt überraschende neue Technologien, diese zu verbessern. Dann kommt es zum Krieg, wo diese Verbesserungen den Unterschied ausmachen. Die Roboter sind cool und die Action ist toll gemacht, mehr braucht man bei einem Mecha-Anime nicht wirklich. Mir haben das schnelle Tempo und der Erzählstil der Serie nicht so gefallen, aber deswegen schaut man so etwas ja nicht. Das Ende ist okay, passt zur Geschwindigkeit der Serie.

Der beliebteste Newcomer des Sommers war vermutlich Kakegurui, zu dem das Manga ja bereits eine riesige Fangemeinde aufgebaut hat. Konkret geht es um eine Oberschule, in welcher das Glücksspiel das zentrale Element darstellt. Und das ist es eigentlich auch schon. Man kann viel gewinnen und alles verlieren, sogar die eigene Zukunft. Das interessante sind nun die verschiedenen Spiele, die Versuche zu Schummeln und die Wege des Hauptcharakters, entgegen allen Wahrscheinlichkeiten doch noch zu gewinnen. Sehr gut gemacht ist hier die Mimik der verschiedenen Charaktere, wenn sie Pläne schmieden, siegessicher sind oder psychotische Anfälle erleiden. Das Ende ist gut gewählt, abgeschlossen. Eine zweite Staffel wird kommen.

Unerwartet spannend war Nana Maru San Batsu, ein Anime über Quiz, dessen englischer Titel Fastest Finger First eigentlich eh schon alles sagt. Das tolle an der Serie, neben sympathischen Charakteren, ist die Tatsache, dass man sehr schnell selbst reingezogen wird und die Quizfragen beantworten möchte. Die Serie hat eigentlich keinen Plot, ist aber dennoch richtig cool.

Konbini Kareshi ist mein Guilty Pleasure des Sommers. Die Serie ist eigentliche eine Schrott – Liebesgeschichte neben einem Supermarkt. Ich bin aber irgendwie hängen geblieben und wollte unbedingt sehen, ob die am Ende schon zusammenkommen. Naja, kann ich nicht empfehlen.

Youkoso Jitsuryoku Shijou Shugi no Kyoushitsu e (TV) ist eine sehr paradoxe Serie. Der Hauptcharakter ist der vielleicht interessanteste aller hier genannten Animes, aber der Plot selbst hat extrem viel Potenzial verschenkt, ist zu oft in unnötige Nebenhandlungen abgebogen und wird einfach nie richtig spannend. Es geht darum, dass in einer Elite-Schule Schüler für ihre Leistungen Punkte bekommen. Diese sind äquivalent mit Geld und nur damit können sie leben, doch niemand weiß, wofür man alles Punkte bekommt und außerdem werden sie immer klassenweise verteilt. Es geht hier um psychologische Spielchen und Klassenrivalitäten. Sollte es eigentlich, doch leider fühlt es sich wie Slice-of-Life an. Das Ende wird wieder richtig spannend und bringt eine tolle Wendung, entschädigt aber nicht vollends für das vergeudete Potenzial. Einer zweiten Staffel, sollte sie kommen, würde ich aber durchaus eine Chance geben, ich bezweifle jedoch, dass wir eine sehen werden.

Dragon Ball Super macht das, was es machen soll: kämpfen. 80 Kämpfer werden in eine Arena gesteckt und dann müssen sie sich im Sinne eines Battle Royal gegenseitig fertig machen.

Und hier nun also die Serien, die von mir nicht beendet wurden.

Zunächst war ich sehr glücklich, weil der neueste Ableger des grandiosen Fate/stay night erschien, nämlich Fate/Apocrypha, doch abgesehen von der tollen Animation und den coolen Kämpfen hatten die kaum etwas gemein. Tatsächlich ist Fate/Apocrypha so von Charakteren überflutet und der Plot teilweise so verwirrend, dass sich niemand mehr auskennt. Ich habe die Serie zunächst wegen der Optik genossen, aber das alleine reicht halt nicht.
Sehr gut hat mir eigentlich Vatican Kiseki Chousakan gefallen. Hier geht es um Agenten des Vatikan, die angebliche Wunder untersuchen sollen. Es ist ein sehr spannendes Spiel zwischen Wissenschaft und Übersinnlichem. Die Serie besteht aus mehreren Fällen, wobei immer drei bis vier Episoden pro Fall verwendet werden. Den ersten Fall (vier Episoden) würde ich unbedingt empfehlen, denn er hat so eine coole Atmosphäre wie Im Namen der Rose. Doch anschließend kennt man die Richtung der Serie, weshalb die Spannung etwas nachlässt.
Keppeki Danshi! Aoyama-kun ist eine witzige Serie über einen germophoben Fußballspieler, deren Humor jedoch recht bald eintönig und repetitiv wird.
Gamers! hat recht interessant begonnen, entwickelte sich dann aber in eine total abstruse Richtung mit andauernden Beziehungs-Missverständnissen.
Hajimete no Gal war Müll. Ich weiß auch nicht, was ich mir erwartet hatte, aber sicher nicht das.

So, kommen wir also nun zu meinem größten Rauswurf: Boruto: Naruto Next Generations. Der Hauptgrund ist der, dass Boruto für mich einfach Naruto ist und ich das Gefühl habe, alles schon zu kennen. Außerdem habe ich erfahren, dass die Serie bisher rein gar nichts mit dem Manga zu tun hat, sondern lediglich Füller-Episoden darstellt, die nicht zum Hauptplot beitragen. Und dazu kommt noch, dass der Boruto-Film vom letzten Jahr in der Serie noch einmal gezeigt werden wird, vermutlich über mehrere Monate. Warum soll ich den nochmal anschauen? Ich habe also begonnen das Manga zu lesen und das gestaltet sich im Gegensatz zu Serie sehr spannend. Ich werde hier also Medium wechseln.

Zu Beginn des Sommers war ich sehr enttäuscht, weil von Shokugeki no Souma die dritte Staffel nicht kam. Also bin ich auch da zum Manga gewechselt und muss sagen, dass ich eigentlich froh darüber bin, denn der weitere Plot hat mich ziemlich enttäuscht. Jetzt, viele Kapitel später, ist es wieder interessant und spannend geworden, aber bis die Serie dort ist, werden wohl mehrere Jahre vergehen. Im Herbst kommt die dritte Staffel, aber ob ich sie schauen werde, hängt von der Zeit und den anderen Serien ab.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

4 Antworten zu Gedankensprung: Anime-Update Sommer ’17

  1. Pingback: Forum: Anime-Sommer 2017 - Seite 1 - Animexx.de

  2. Annand schreibt:

    Da du meine Perspektive ja schon kennst, möchte ich nur auf ein paar Sachen eingehen mit denen ich nicht übereinstimme. Ich hoffe also, dass das hier nicht zu negativ rüberkommt.

    Zuerst mal, ich hoffe du meinst die Aussage nicht wirklich ernst, dass Tempo und Erzählweise für einen Mecha Anime nicht wichtig sind. In den wirklich guten Mecha Anime wie „Mobile Suit Gundam: The 08th MS Team“ geht es bei Weitem um mehr als um „coole Roboter und Kämpfe“. Ich meine, es ist in Ordnung Mecha nur deswegen zu gucken, aber bitte, das Genre kann ungeahnte Höhen erreichen, wenn es nicht nur das tut. Knight’s & Magic hat mich in dem Aspekt vollkommen enttäuscht, schon nur mit der ersten Folge.

    Ausserdem verstehe ich immer noch nicht, warum so viele Leute den Begriff „Guilty Pleasure“ benutzen. Das sagt ja praktisch, dass du dich schlecht dafür fühlst, etwas zu mögen und niemand sollte sich schlecht dafür fühlen etwas zu mögen. Ich persönliche liebe zum Beispiel den Anime Hand Shakers dafür so unglaublich schlecht zu sein. Aber warum sollte ich mich dafür schämen.

    Ich komme nicht ganz nach ob du den Vatican Anime jetzt beendet hast oder nicht. Klingt so als fandest du den eigentlich gut. Persönlich fand ich die Idee ziemlich interessant, aber die Umsetzung hat sich so dermassen in die Länge gezogen, dass ich während der ersten zwei Folgen ständig geschaut habe wie lange die Folge noch geht und musste dann abbrechen.

    • wsnhelios schreibt:

      Hallo! Dann werde ich auf die drei Punkte eingehen:
      a) Natürlich darf man die Aussage mit Tempo und Erzählweise nicht zu ernst nehmen, bin ich doch selbst ein großer Fan von einigen Serien, die viel mehr bieten, als „nur“ Roboter, wie etwa Gundam Wing oder Escaflowne. Dieses spezielle Anime hier nun aber habe ich nur wegen der Roboter geschaut und wem das am wichtigsten ist, wird hier gut unterhalten werden.
      b) Wenn ich mich schämen würde, würde ich es ja komplett verschweigen. Nein, „Guilty Pleasure“ meint eben genau, dass ich die Schwächen sehr wohl erkenne und eigentlich ständig denke, dass es Zeitverschwendung ist, aber dennoch schalte ich jede Woche wieder ein. Damit meine ich, dass ich dieses Anime nie irgendjemanden empfehlen würde. Naja, man könnte dazu sicher eine längere philosophische Diskussion starten.
      c) Den Vatikan-Anime habe ich beendet, weil es nach dem ersten Fall für mich einfach nicht mehr spannend genug war. Aber den ersten Fall alleine (4 Episoden) kann ich nur empfehlen.

  3. Pingback: Gedankensprung: Anime-Update Herbst ’17 | Meine Kritiken

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..