Ich bin Archäologe. Naja, eigentlich nicht, wenn man’s genau nimmt. Doch wer tut das schon.
Jedenfalls interessiert mich Archäologie sehr und auch Filmemacher sehen in dieser Wissenschaft immer wieder eine gute Basis für tolle Geschichten. Indiana Jones und Lara Croft sind da die bekanntesten Vertreter. Es ist aber für mich immer wieder faszinierend, wie falsch Archäologie dargestellt wird. Natürlich wäre es langweilig zu zeigen, wie jemand tagelang in der Erde gräbt und dann nichts findet. Auch sind die Säcke voller Keramikscherben nicht sehr spannend. Aber Archäologie fasziniert uns einfach, jedoch nicht die reale Wissenschaft, sondern das glorifizierte Bild aus einer längst vergangenen Ära.
Ich sage oft, dass ich in der falschen Zeit geboren wurde. Wie gerne hätte ich vor über hundert Jahren an den Expeditionen in all die unerforschten Winkel der Erde teilgenommen. Doch heute ist die gesamte Welt bekannt, kartographiert, fotografiert, langweilig. Es gibt nichts Unbekanntes mehr. Daher richtet man seinen Blick ins Weltall, dem Horizont der Zukunft, oder unter die Erde, in der Hoffnung noch einige Geheimnisse der Vergangenheit zu lüften.
Weil es aber langweilig ist, Geheimnisse der Vergangenheit durch akribische Bodenanalysen, Gesteinsvermessungen, Keramikvergleiche und biologische Spuren zu lüften, muss das für Unterhaltungszwecke aufgepäppelt werden, seien es nun Bücher, Spiele oder Filme. Zumal die Autoren solcher Werke teilweise gar keine Ahnung von der realen Wissenschaft haben, sondern selbst mit einem bestimmten Bild aufgewachsen sind und dieses nun weitertragen.
Der Ursprung allen Übels ist Indiana Jones und eigentlich hat George Lucas bei dessen Erschaffung nichts falsch gemacht, hat er sich doch an den damals berühmten Forschern orientiert, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts Südamerika bereist haben, so etwa Hiram Bingham, der Entdecker von Machu Picchu, oder Percy Fawcett, der Amazonas-Forscher. Diese haben durch ihre – teilweise wohl übertriebenen und stilisierten – Berichte und Fotografien das Bild des Abenteuer-Archäologen geprägt. Das Ende des 19. Jahrhunderts und der Beginn des 20. Jahrhunderts hat viele solcher Personen gesehen, wie Heinrich Schliemann in Troja oder Howard Carter im Tal der Könige. Heute schauen die Archäologen mir Grausem zurück auf jene Zeit, als alle wissenschaftlich relevanten Objekte einfach vernichtet wurden, um in kürzester Zeit an so viel Wertvolles wie möglich zu gelangen.
In diesem Sinne hat George Lucas einen stereotypen Abenteurer erschaffen und ihn korrekterweise in der Zeit der Weltkriege angesiedelt. Aber schon früher traten solche Abenteurer literarisch auf, etwa in Die vergessene Welt von Sir Arthur Conan Doyle. Das Problem liegt nun darin, dass diese Art der Abenteuer-Archäologen irgendwann in die Gegenwart versetzt wurde, wo sie einfach anachronistisch sind, fehl am Platz und teilweise lächerlich wirken.
Wenn man Indiana Jones schaut, hat man im Grunde eine historische Darstellung der Archäologen- und Forscherwelt, oder zumindest eine, die sie selbst gerne von sich damals vermittelten. Aber wenn wir dann Tomb Raider, Das Vermächtnis der Tempelritter oder ähnliche Serien wie Relic Hunter anschauen, dann ist das ein total verqueres Bild, als würde irgendjemand glauben, Archäologen verhalten sich auch heute noch wie Indiana Jones.
Das andere extrem ist eine übertriebene Darstellung von technischen Hilfsmitteln, die teilweise irgendwelchen Sci-Fi-Träumen zu entspringen scheinen: ein 3D-Scanner, der Dinge automatisch rekonstruiert; biologische Proben, die innerhalb weniger Minuten datiert werden; Satellitenbilder, die haarscharf alte Ruinen offenbaren. Es gibt diese Technologie, ja, aber nicht so hocheffizient, so genau und so schnell.
Einer der schlimmsten Sünder in diesem Bereich ist mein Liebling Jackie Chan. Er ist selbst ein großer Archäologie- und Geschichtsfan und bearbeitet das auch immer wieder in seinen Filmen. Am Ende entsteht dort dann jedoch immer ein Mix aus Sci-Fi-Technologie und Indiana Jones Verhalten, gepaart mit obligatorischen Kampfsport- und Stunteinlagen. Mein liebster Jackie Chan Film ist Mission Adler – Der starke Arm der Götter, in welchem er an Indiana Jones erinnert, aber noch nicht diese absurde Technologie verwendet.
Ich erinnere mich noch an ein Trinkspiel, als wir einige Folgen der Serie Bonekickers geschaut haben und bei jedem Fehler in dieser ein Gläschen getrunken haben. Wir haben aber gleich wieder aufgehört damit, da es einfach zu viele Fehler gab.
Jedenfalls interessiert mich Archäologie, die reale Archäologie, aber ich kann mich auch bei guten Abenteuerfilmen prächtig unterhalten. Man muss sich einfach des Unterschiedes zwischen realer und fiktiver Archäologie bewusst sein.
Was ich aber noch anmerken möchte, ist der Einfluss realer Archäologie auf die Serie Stargate SG1. Es ist nämlich so, dass die Macher der Serie in den ersten drei Staffeln mit Archäologen und Ethnologen zusammengearbeitet haben, um die „entdeckten“ Kulturen auf den verschiedenen Planeten so realistisch wie möglich darzustellen. Diese Zusammenarbeit endete schließlich und dann als Konsequenz wurden diese „Entdeckerfolgen“ auch eine Rarität.
Archäologie ist in der Science-Fiction allgemein sehr beliebt, meistens um alte, mystische Kulturen und Artefakte zu finden, die den Status Quo verändern. Star Trek und Star Wars sind die bekanntesten Beispiele für diese Verwendung, aber ich könnte noch unzählige weitere Werke aus Literatur und Fernsehen aufzählen. Mir persönlich gefällt das immer sehr gut: ein vergessenes Geheimnis, eine verlorene Technologie. Archäologie ist ein tolles Mittel, so etwas Spannendes einzubauen.
Archäologie in Science-Fiction – das sind meine liebsten Geschichten.
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