Film: Der Vorleser – The Reader (2008)

In dubio pro reo – Im Zweifel für den Angeklagten – also gehe ich davon aus, dass hier einfach das gleichnamige Buch schlecht verfilmt wurde.
Drama mit Kate Winslet von Stephen Daldry. 124 Min.
Inhalt: Zwischen der 36-jährigen Hanna und dem Schüler Michael entwickelt sich eine Liebesbeziehung, nachdem sie sich zufällig auf der Straße kennengelernt haben. Besonders geprägt ist ihr Zusammensein durch das Ritual des Vorlesens von Büchern durch Michael, denn Hanna ist Analphabetin. Eines Tages verschwindet sie spurlos. Jahre später entdeckt Michael sie bei einem Gerichtsprozess auf der Anklagebank. Hanna wird beschuldigt, für den Tod von 300 KZ-Häftlingen verantwortlich zu sein.
Ich sag’s ganz offen heraus: Ich finde diesen Film grottenschlecht. Keine Ahnung, warum der soviele Lorbeeren erhalten hat. Eine seichte Romanze rund um eine Analphabetin und ihren Vorleser mit Kitschmomenten und Happy Ende hätte ich hier allemal bevorzugt. Und wenn man schon unbedingt wieder in einem Film die Nazigräueltaten aufarbeiten muss, dann bitte richtig und nicht so lächerlich wie hier.
Dass eine Frau für sich entscheidet, dass sie sich derart dafür schämt, eine Analphabetin zu sein, dass sie lieber die gesamte Verantwortung für eine Gräueltat auf sich nimmt und für ihr Lebensende ins Gefängnis geht, statt ihren Analphebtismus zu offenbaren, finde ich total lächerlich. Wenn die eigentlich Verantwortlichen bereits tot sind und sie selbst darart von Schuldgefühlen zerfressen wird, verstehe ich das ja noch, aber nicht, wenn – wie hier – die anderen daneben auf der Anklagebank sitzen und durch diese Entscheidung frei kommen.
Der einzige gute Moment im Film ist, als ein Student im Hörsaal herumbrüllt, warum die Kollektivschuld des deutschen Volkes auf Einzelne abgewälzt wird. Doch wird dieser interessante und durchaus legitime Diskurs nicht weitergeführt. Die Tür des Hörsaals fällt zu und der Film geht seicht weiter.
Auch die Tatsache, dass die Jüdin am Ende in New York in einer reichen Villa gezeigt wird, zeugt von wenig Fingerspitzengefühl der Filmemacher.
Es gibt noch viele weitere Details, die mich einfach haben den Kopf schütteln lassen, nicht zuletzt diese komische „Liebe“ des Jungen zu dieser seltsamen Frau.
Fazit: Nicht zu empfehlen.

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