Da MGM und Emmerich angekündigt haben, eine neue Trilogie im Stargate-Universum für die Kinos machen zu wollen, wobei jedoch nicht klar ist, inwiefern und ob auf die Serien eingegangen wird, ist ein guter Zeitpunkt gekommen, das gesamte Franchise kurz zu besprechen.
Stargate (1994)
MGM und Roland Emmerich haben hier einen Film präsentiert, der zu Recht für gemischte Gefühle gesorgt hat. Und mit so einer Erfolgsgeschichte dieses Franchises hätte damals wohl niemand gerechnet.
Inhalt: In Ägypten wird ein Ring gefunden, der das Reisen durchs Weltall erlaubt. Dieses Sternentor (Stargate) bringt dann ein militärisches Expeditionsteam auf einen Wüstenplaneten, wo sie gegen eine außerirdische Macht kämpfen müssen.
Der Film selbst hat einige Preise gewonnen (immer im Bereich Sci-Fi) und wurde vor allem wegen seiner tollen Spezialeffekte gelobt. Diese waren für die damalige Zeit auch phänomenal und garantierten daher einen finanziellen Erfolg (meist-ausgeliehenes Video in amerikanischen Videotheken 1995). Dennoch war es ein typischer Emmerich-Film: Viel fürs Auge, wenig fürs Hirn. Diese tollen Spezialeffekte konnten leider die recht geradlinige, langgestreckte und wenig spannende Story nicht verbergen.
Stargate – SG1
Die Serie beginnt, wo der Film aufgehört hat. Die erste Folge gibt bereits den Ton an, für das, was die nächsten acht Staffeln folgen sollte: Viel Action, Erkundung fremder Welten, Bekämpfung der Systemlords und Aufstand der Jaffa. Vor allem aber Richard Dean Anderson, der den nötigen Funken Witz mitbringt und die Serie zu Beginn trägt. Man muss auch ganz offen sagen, dass es ohne ihn vermutlich keine zweite Staffel gegeben hätte. Die anderen Charaktere leben erst mit der Zeit auf, aber dann ordentlich.
Das tolle an SG1 war in den ersten Staffeln das Erkunden neuer Welten. Und zu Beginn wurden auch effektiv Archäologen und Historiker zu Rate gezogen, wie man diese Welten am besten darstellen könnte. Das war sicherlich der Hauptgrund für die anfängliche Qualität. Doch mit der Zeit hat man sich davon abgewandt und die Story immer mehr in den Weltraum verlegt und den Sci-Fi-Charakter ausgebaut, wobei die Erkundung neuer Planeten fast vollständig ignoriert wurde. Als Fan von Raumschiffen und cooler Technologie hatte ich meine große Freude daran, doch das klassische Erkunden habe ich schon sehr vermisst.
Neue Rassen, neue Technologien und neue Gefahren ergibt eine coole Sci-Fi-Serie. Bis sie am Ende der achten Staffel obsiegen und der Zuschauer glaubt, die Serie sei zu Ende. Die Doppelfolge „Abrechnung“ (8.16 + 8.17) wäre auch eine tolle Abschlussfolge gewesen, doch eine Kuh wird bis zum letzten Tropfen gemolken. Also setzte man noch zwei Staffeln drauf, Richard Dean Anderson zog sich zurück und machte Platz für Ben Browder als Lt. Col. Cameron Mitchell (bekannt aus der genialen Sci-Fi-Serie „Farscape“). Und an dieser Stelle muss ich sagen, die Staffeln 9+10 sind für mich nicht mehr SG1 (wie auch die letzte Staffel bei „Scrubs“), ich finde sie grottenschlecht. Und die Abschlussfolge erst! Viel schlimmer kann man eine Serie wohl nicht enden lassen (außer „Lost“ vielleicht). Aber zugegeben, sie haben noch zwei Filme gemacht, die das eigentliche Ende sein sollten. Doch auch diese waren einfach nur übel.
Fazit: Eine super Sci-Fi-Serie bis zum Ende der achten Staffel. Die letzten zwei Staffeln sowie die beiden Filme einfach ignorieren und direkt bei Stargate Atlantis weitermachen.
Stargate Atlantis
Kaum eine Serie ist in den ersten Folgen so gewöhnungsbedürftig, aber das durchhalten lohnt sich auf jeden Fall, denn sie ist eine der wenigen Serien, die mit jeder Staffel besser wird.
Es wurde entdeckt, dass man mit dem Stargate nicht nur andere Planeten, sondern mit genug Energie auch eine andere Galaxie besuchen kann. Das kann man sich natürlich nicht entgehen lassen, weshalb eine militärische Expedition losgeschickt wird, die auf die mythische Stadt Atlantis trifft. Doch leider gibt es dort nicht genug Energie, weshalb eine Rückkehr unmöglich ist und sie in einer fremden Galaxie gestrandet sind.
Hier nun haben wir es mit einer absoluten Sci-Fi-Serie zu tun. Während SG1 noch sehr viel auf realer Technologie basiert, teilweise sogar eine reine Militär-Serie war, ist dies bei SGA nun komplett anders. Futuristische Technologie, gewaltige Gegner und Völker, die nichts mit der Geschichte der Erde zu tun haben, bieten den Schreibern die Möglichkeit, ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen, was sie auch erfolgreich und sehenswert machen.
Bis zum Ende der fünften Staffel haben wir eine packende Story, interessante Charaktere und tolle Effekte. Und die letzte Folge „Feind in Sicht“ ist ein würdiger Abschluss, wie er SG1 fehlt. Das tröstet auch darüber hinweg, dass der geplante SGA-Film dann doch nicht gemacht wurde.
Stargate Universe
NICHT SCHAUEN!
Diese Serie ist nur etwas für absolute SG-Fans. Sie ist „SGA-Extreme“, bzw. „Battlestar Galactica mit einem Stargate an Bord“, bzw. „Star Trek: Voyager –Düster“. Und vor allem hat sie keinen Abschluss.
Die Serie ist nicht schlecht, ist aber im Stil sehr anders als das, was vorher war. Weniger Mythologie, weniger Erforschung, mehr Charakter. Wie bei SGA kommt ein militärisches Team durch das Stargate irgendwohin (statt in eine Stadt auf ein Raumschiff), hat dann aber keine Energie, auf die Erde zurückzukehren und muss daher in einer fernen Galaxie zurechtkommen. Die Serie ist sehr düster gehalten und fokussiert vor allem auf das Zusammenspiel der Charaktere, deren Probleme und Psychologie. Nur selten landen sie auf einen Planeten, die wenigen Außerirdischen, die sie treffen, sind mit sehr schlechtem CGI gemacht.
Am Ende der zweiten Staffel wurde die Serie mit einem ungelösten Cliffhanger abgesetzt (der geplante Film, um diesen aufzulösen, wurde nie verwirklicht). Wer nach SG1 und SGA eine voller SG-Fan geworden ist, der soll sich SGU anschauen, aber wer nur eine Sci-Fi-Serie schauen möchte, der soll die Finger davon lassen.
Stargate Infinity
Diese Animationsserie spielt 30 Jahre in der Zukunft (nach SG1), wird jedoch nicht als Teil des offiziellen SG-Universums angesehen, da keiner der Franchise-Autoren oder –Produzenten beteiligt war. MGM hat einfach die Lizenz erteilt und dann unkontrolliert machen lassen. Nach einer Staffel (2002-2003) wurde die Serie mit zahlreichen ungelösten Handlungssträngen wieder abgesetzt.
Stargate Computerspiele
Zwei Computerspiele basierend auf dem originalen Film wurden für Super Nintendo und Game Boy herausgegeben, anschließend war es in dem Bereich lange still. Mehrere Spiele wurden zu produzieren begonnen, jedoch aufgrund diverser Probleme nie veröffentlicht.
„Stargate Resistance“ erschien 2010, wurde aber aufgrund von Differenzen mit MGM wieder vom Markt genommen. Dieser Third-Person-Shooter soll zwar noch als Download irgendwo erhältlich sein, ich habe ihn jedoch nirgends gefunden.
„Stargate Unleashed“ ist ein Adventure-Game für Android und iOS. Fortsetzungen sollen folgen.
Stargate Gesellschaftsspiele
Wie für fast alle Sci-Fi-Serien gibt es ein Sammelkartenspiel und ein Pen-&-Paper-RPG. Für letzteres kann man online sämtliche Regelwerke gratis downloaden (das W20-System sollte aber bekannt sein, um sich damit auszukennen).
Das SG-RPG ist viel freier als das beinahe äquivalente Star Trek – RPG, da die Charaktere nicht ihre fixen Positionen haben und einhalten müssen. Es ist aber weniger frei als das Star Wars – RPG, da es dennoch eine gewisse Rangordnung gibt. Im Großen und Ganzen aber ist das SG-RPG absolut fantastisch für Leute, die sich im Franchise auskennen, denn wann sonst kann man die Charaktere der Serie begegnen?
Stargate Literatur
Zunächst erschienen mehrere Bücher von Bill McCay, basierend auf dem originalen Film. Da SG1 aber in eine andere Richtung ging, wurde diese Reihe nicht weitergeführt und wird allgemein nicht zum Stargate-Universum gezählt.
Seit 1999 wurden dann mehrere Bücher und Comics zu SG1 und SGA veröffentlicht. Während die Comics allgemein als „guter Zeichenstil, tolle Story“ betrachtet werden, gibt es bei den Büchern hohe Höhen und tiefe Tiefen. Aber das ist normal, wenn man in einer Reihe jede Menge Bücher schreiben möchte (Star Trek, Das Schwarze Auge, Perry Rhodan). Auf jeden Fall sind sowohl die Bücher, als auch die Comics Teil des offiziellen Stargate-Universums.
Die Comics seien jedem Comic-Fan empfohlen, die Bücher nur jenen, die volle SG-Fans geworden sind.
SCHLUSS
Nachdem wir gesehen haben, wie groß das SG-Franchise geworden ist, stellt sich die Frage, was MGM und Emmerich mit ihrer neuen Trilogie vorhaben. Der Schreiber des originalen Films, Dean Devlin, meinte in einem Interview, dass damals bereits eine Trilogie geplant gewesen sei. Nun werden sie den originalen Film rebooten und seine Vision des SG-Universums verwirklichen.
Wenn ich das richtig interpretiere, wird das gesamte Franchise auf den Kopf geworfen werden, die Fans ignoriert werden und ein Viel-fürs-Auge-wenig-fürs-Hirn-Emmerich-Film produziert werden. Nur weil es mit Star Trek gut funktioniert hat, bedeutet das nicht, dass man das jetzt mit allem machen kann.
Ich bin gespannt.
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