Gedankensprung: Brettspiele solo spielen

Da ich momentan wie viele andere Menschen auf der Welt soziale Distanz halten muss, ist es schwer regelmäßig Gesellschaftsspiele zu spielen. Manche weichen auf digitale Varianten im Internet aus, aber die gefallen mir nicht, einige Plattformen haben sogar keine Lizenzen für manche der dortigen Spiele, sind also illegal. Außerdem fehlt mir bei digitalen Spielen das haptische Element.
Eine andere Alternative, die ich sogar ausprobiert habe, ist über Skype zu spielen. Es gibt manche Spiele, die man so spielen kann, wenn jeder Beteiligte eine Kopie des Spiels besitzt. Es gibt mittlerweile schon genügend Top 10 Listen im Internet, welche Spiele dafür geeignet sind. Ich selbst treffe mich regelmäßig mit einem Freund in Skype und wir spielen Blue Moon, was super funktioniert.
Aber mehr noch nutze ich diese Isolation um solo zu spielen. Ich habe bereits als Kind diese Abenteuerspielbücher gelesen, bei denen man selbst entschieden hat, wo und wie die Geschichte weitergeht. Während meiner Pen & Paper Rollenspielzeit habe ich zahlreiche Soloabenteuer gespielt, die auf dem selben Prinzip aufgebaut sind. Ich hatte also noch nie ein Problem damit, alleine etwas zu spielen. Mein erstes Brettspiel, das ich solo gespielt habe, war Agricola vor 12 oder 13 Jahren. Das hat mir damals wirklich Spaß gemacht und hat mir definitiv besser gefallen als zuhause vor dem Computer rumzuballern. Es ist einfach toll mit dem Material in der Hand ein Puzzle zu lösen oder eine effektive Engine aufzubauen. Ich habe nachher aber lange keine weiteren Brettspiele mehr solo gespielt, weil ich lieber aus meinen Rollenspielen die Soloabenteuer gemacht habe. Erst als ich mich aus der Welt des Rollenspiels zurückgezogen habe, habe ich wieder ein Brettspiel in die Hand genommen, um es solo zu spielen, nämlich Brains – Japanischer Garten im Herbst 2015. Es war schon toll, diese Puzzles zu lösen, aber weil ich von da an wöchentlich ein oder zwei Spieleabende hatte, war mein Brettspielbedürfnis gestillt und ich war nicht motiviert, zuhause auch noch solo zu spielen.
Doch jetzt ist das anders. Ich möchte Brettspiele spielen und bin allein. Gibt es einen besseren Zeitpunkt, um solo zu spielen? Also habe ich meine Sammlung durchforstet nach Spielen, die solo gespielt werden können und habe derer fünf gefunden. Spoiler: Nicht alle haben mir solo Spaß gemacht.
Fleet 1715 ist ein reines Solospiel. Als ich es ausgepackt habe, habe ich mich daran erinnert, dass ich es schon mal probiert und sofort wieder weggelegt hatte, denn das Regelwerk ist eine Katastrophe und es wird Material aufgelistet, das nicht vorhanden ist. Nun, diesmal habe ich mir durchgekämpft und ich glaube das Prinzip dieses Logikpuzzles verstanden zu haben. Wenn man aber Papier und Stift bereit legt und sich in einer Matrix Notizen macht, birgt das Puzzle überhaupt keine Herausforderung und ist einfach nur langweilig. So, dieses Spiel wird bei nächster Gelegenheit aus meiner Sammlung entfernt.
Buntes Burano ist ein Spiel, das mir grundsätzlich sehr gut gefällt, optisch und mechanisch. Doch die Solo-Variante versagt. Weil mir kein Mitspieler Gebäudeteile wegnimmt, kann ich den Markt einfach durchlaufen lassen und mir die besten Teile schnappen. Das Ziel ist einfach eine maximale Punktezahl zu erreichen, aber das ist irgendwie langweilig.
Te-Trix hat das gleiche Problem. Weil ich alleine bin, kann ich immer die beste Option für mich nehmen, ohne Mitspieler berücksichtigen zu müssen, ohne mich anzupassen und ohne Dilemmata. Lediglich eine maximale Punktezahl ist für mich langweilig.
Overbooked spielt sich alleine ganz anders als mit Mitspielern, was ich absolut positiv finde. Es gibt spezielle Szenarien mit Regelanpassungen und es funktioniert super.
Blackout – Hong Kong ist mit Abstand das größte und komplexeste Spiel dieser Fünf, ein ordentliches Vielspielerspiel und es hat mir in seiner Solo-Variante von diesen hier am besten gefallen. Es hat mir so gut gefallen, dass ich die Kampagne, bestehend aus fünf Szenarien, in einer Woche solo durchgespielt haben. Ich habe mich dann im Internet informiert und tatsächlich ist dieses Spiel bei Spielern, die oft und viel solo spielen, sehr beliebt. Da hatte ich richtig Glück, das zuhause zu haben.
Nachdem mir Blackout – Hong Kong so gut gefallen hat, wollte ich mehr spielen, hatte aber nicht mehr, also habe ich im Internet gesucht, ob es für eines meiner Lieblingsspiele irgendwo eine interessante, inoffizielle Solo-Variante gibt und tatsächlich habe ich eine für Nippon gefunden. Aber das war eine bittere Enttäuschung, denn ich musste da mit einem Würfel einen fiktiven Gegner simulieren der komplett zufällige Aktionen ausführt. Ich hatte da das Gefühl, mehr zu würfeln als selbst zu spielen und außerdem waren die Aktionen des Gegner so zufällig, dass man dies für seine Pläne gar nicht berücksichtigen konnte, was aber eigentlich ein wichtiger Teil des Spiels ist.
Nun, mir ist die Lust total vergangen, inoffizielle Solo-Varianten auszuprobieren. Aber ich wollte spielen und so habe ich meine Sammlung einer zweiten Inspektion unterworfen und habe dabei bemerkt, dass man das Spiel Wettlauf nach El Dorado sehr gut alleine spielen kann. Zwar nicht als richtige Solo-Variante, aber aufgrund des Aufbaus des Spiels ist es kein Problem, zwei Forscher gleichzeitig zu spielen, also alleine die Zwei-Spieler-Variante. Das habe ich dann auch gemacht und es hat echt gut funktioniert. Einfach vier Karten vom Deck ziehen und den optimalsten Zug damit ausführen.
Außerdem hat Hans im Glück letzte Woche auf seiner Webseite offizielle Regeln für eine Carcassonne Solo-Variante veröffentlicht, die ich natürlich sofort ausprobieren musste. Diese Variante ist echt gut gelungen und bietet ein spannendes Logik-Puzzle mit einer interessanten Herausforderung. Sehr zu empfehlen!
Aber jeden Tag Wettlauf nach El Dorado und Carcassonne zu spielen ist halt auch langweilig und mehr gab meine Spielesammlung nicht her, also musste neues Material besorgt werden. Zum Glück ist der Spielefachhändler meines Vertrauens, Planet Harry in Wien, wieder offen und so konnte ich einkaufen gehen. Nun warten also folgende drei Spiele darauf, von mir solo gespielt zu werden: Harry Potter Hogwarts Battle, Maracaibo und Kosmos Adventure Games – Die Vulkaninsel.

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