In der modernen Brettspielwelt gibt es zwei große Traditionen: die Nordamerikanische und die Europäische. Auch wenn heute durchaus in Nordamerika Eurogames gemacht werden und umgekehrt, ist diese Unterscheidung in den beiden Begriffen „Ameritrash“ und „Eurogames“ immer noch präsent. Aber was ist nun diese eklatante Differenz, dass sie mit solch grandiosen Namen benannt wird?
„Ameritrash“ oder auch „American Style Games“ legen viel wert auf Atmosphäre und haben auch gerne Glück und Zufall, während „Eurogames“ oder „European Style Games“ (früher auch „German Style Games“) wert auf Strategie, Taktik und Balance legen.
Die Markenzeichen von Ameritrash sind epische Würfelschlachten, bis einem das Handgelenk weh tut, sowie unbalancierte Kartenstapel, bei denen ein Spieler eine Karte zieht und sich denkt „Wow, ist die gut“ und der nächste „Pah, ist die schlecht“. Weil eben bei Ameritrash der Zufallsfaktor – Glück beim Würfeln und beim Nachziehen – hoch geschätzt wird, ist dies auch für Fans des Genres kein Problem. Als Eurogames-Fan kann man dem nicht viel abgewinnen, aber da kommt das zweite, noch viel wichtigere Element von Ameritrash zum Tragen, nämlich die Atmosphäre. Charakterentwicklung, Weltenbau, Hintergrundstory sind zentrale Elemente von Ameritrash, die, wenn gut gemacht, einen durchaus die ärgerliche Mechanik vergessen lassen.
Dem gegenüber stehen die Eurogames, deren Herzstück die Mechanik, die Mathematik, die Planbarkeit ist. Das Thema ist da sehr oft einfach irgendwie draufgeklebt, Atmosphäre und Hintergrund sind da sehr oft nicht zu finden. Das ist aber meistens auch nicht weiter schlimm, da der Spaß in der Mechanik liegt; ob da eine Maus, ein Schiff oder ein Zombie auf den Karten abgebildet ist, ist nur noch nebensächlich.
Die Kritik der Amerikaner an Eurogames ist eben genau die, dass man viele Dinge macht, aber nicht wirklich weiß, warum; es ist zu abstrakt. Die Europäer sagen andererseits über Ameritrash, dass man genauso gut zu Spielbeginn einfach einen Würfel werfen kann, um den Sieger zu küren, denn der Glücksfaktor ist derart entscheidend.
Ich persönlich spiele lieber Eurogames, weil ich planen und taktieren möchte. Diesen Würfelorgien und dem unkontrollierten Zufallsfaktor kann ich nichts abgewinnen. Aber mir ist Atmosphäre und Story auch sehr wichtig. Natürlich, ein bisschen Zufall, etwas Glück gehört dazu, aber in einem überschaubaren Maße. Das ist meine persönliche Meinung.
Wie bei allen anderen Dingen ist auch Spielen eine Erziehungsfrage. Welche Spiele hattest du als Kind, was haben deine Eltern, deine Freunde gespielt. Im letzten Jahrzehnt hat sich der Güteraustausch global enorm gesteigert, wodurch Ameritrash und Eurogames überall gefunden werden können. Diese Traditionen verschwimmen allmählich, vermischen sich und in den neuen Spielen werden Elemente von überall zusammengeklaubt, um neue Dinge zu kreieren. Die beiden Begriffe haben beinahe schon einen obsoleten Status errungen, aber noch nicht ganz.
Nehmen wir zum Beispiel das Spiel Viticulture, das ich letztens rezensiert habe. Die Karten sind da im Basisspiel komplett unbalanciert, bergen einen enormen Glücksfaktor in sich. Die Erklärung dafür war bei uns, und nicht nur bei uns, dass die Amerikaner so etwas halt gern haben. Aber auch dort ist das kritisiert worden, weshalb ja dann diese fantastische Erweiterung dazukam. Also auch in Amerika gibt es heutzutage eine Grenze, wie weit der Zufall beim Nachziehen gehen kann.
Ein anderes Beispiel ist Arcadia Quest, das für mich ein Würfeln ohne Sinn und Verstand darstellt. Im Vorfeld habe ich da aus Amerika gewaltige Lobpreisungen gehört, als es dann aber Europa erreichte, hielt sich der Enthusiasmus in Grenzen.
Ein Spiel, das vom klassischen Ameritrash erfolgreich in die neue Spielkultur übersiedelt ist, wäre Twilight Imperium. In der dritten Edition wurden ihm jede Menge spannende Eurogame-Elemente beigefügt, wodurch es heute vermutlich die beste Mischung dieser beiden Traditionen darstellt.
Meine persönlichen Lieblingsspiele sind Shogun und Ad Astra, zwei strategische Eurogames, mit genug Zufall, um es spannend zu halten und auch einer ordentlichen Atmosphäre.
Das Wort Ameritrash klingt schon so, als wäre das alles Müll und grottenschlecht. Nur weil es mir nicht gefällt, muss das ja nicht für alle gelten. Ich kenne genug Leute, die gerne einen Dungeon Crawl spielen und es ihnen genau wegen diesem Zufallsfaktor – was passiert hinter welcher Ecke? – so gut gefällt. Genauso kenne ich aber auch Amerikaner, die lieber Eurogames haben als das eigene. Geschmäcker sind unterschiedlich und gerade deshalb ist es ja so toll, dass es so viele verschiedene Spiele gibt. Da ist bestimmt für jeden was dabei.
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